BEGRIFFE DER BAUSTILKUNDE

Exkurs für Denkmalpflege – die Baustilepochen 1

Begriffe der Baustellenkunde

Die Erhaltung historischer Bauwerke erfordert ein tiefes Verständnis für die verschiedenen architektonischen Epochen, die unsere Städte prägen. Ob es die majestätischen Strukturen der Gotik, die kraftvollen Formen der Romanik oder die harmonischen Proportionen der Renaissance sind – jede Epoche bringt ihre eigenen Merkmale und Herausforderungen mit sich. In diesem Beitrag wird der Fokus darauf gelegt, wie wichtig es ist, diese Stile zu erkennen und zu verstehen, um eine fachgerechte Reinigung sicherzustellen, die den historischen Wert und die ästhetische Qualität dieser Bauwerke bewahrt.

  • Attika

Niedrige Mauer über dem Kranzgesims eines Gebäudes, oft um das Dach zu verdecken. Seit der Renaissance auch als Balustrade ausgebildet und mit Statuen besetzt.

  • Auskragung

Das vorspringen eines Bauteils aus der Wand, die ihm als Stütze dient. Zum Beispiel: Kragstein, Gesims, Erker usw.

  • Balustrade

Brüstung bzw. Geländer mit Balustern.

  • Basis

Ausladende Form zwischen Fußplatte und Schaft einer Säule.

Fries schmaler Streifen zur Gliederung und Dekoration von Bauten mit Figuren, Ornamenten, Zacken, Kreuzbogen, Blatt- und Laubwerk usw.

  • Gesims

Waagrechter oft profilierte Streifen vor der Wand, die Sockel und Geschoße abtrennen und den Bau nach oben abschließen.

Man unterscheidet: 1. Fuß- oder Sockelgesims, 2. Gurt-, Stockwerk- oder Kordongesims, 3. Fenster- oder Brüstungsgesims, 4. Dach-, Haupt- oder Kranzgesims.

  • Gewölbe

Gekrümmte Überdeckung von Räumen aus Natur- oder Backstein, die aus einer tragenden Schale oder einem Traggerüst aus Rippen besteht, zwischen denen die Schale als Kappe eingehängt ist.

  • Kanneluren

Senkrechte Auskehlungen (Rinnen) am Säulenschaft.

  • Kapitell

Oberer Abschluss von Säulen und Pfeilern.

  • Kolossalordnung

Zusammenfassung mehrerer Stockwerke durch Halbsäulen oder Pilaster, die u. a. von Michelangelo in der Renaissance entwickelt wurde.

  • Kuppel

Flach-, halb- oder spitzkugelige Überwölbung eines Raumes auf kreisrunder Basis.

  • Laibung

Innere Mauerfläche an Tür- und Fensteröffnungen, manchmal auch „Leibung” geschrieben.

  • Pfeiler

Stützglied mit quadratischem oder rechteckigem Querschnitt, Basis und Kapitell, das frei_ stehend oder als Wand- oder Halbpfeiler (Pilaster) gestaltet sein kann.

  • Portal

Besonders hervorgehobener und ausgestatteter Haupteingang von Kirchen, Palästen und aufwendig gestalteten Häusern.

  • Profanbauten

Weltlichen Zwecken dienende Bauwerke. Zum Beispiel: Wohngebäude, Museen.

  • Sakralbauten

Religiösen Zwecken dienende Bauwerke. Zum Beispiel: Kirchen, Tempel.

  • Säule

Senkrechtes Stützglied mit kreisförmigem Querschnitt, meist aus Basis, Schaft und Kapitell bestehend.

  • Schaft

Hauptteil einer Säule – zwischen Basis und Kapitell.

  • Sockel

Am Boden etwas vorspringender Teil eines Gebäudes oder Bauglieds.

  • Stil

Ausdrucksform einer bestimmten Zeitepoche.

 

Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger Baustilkunde Attika

Griechische Antike (1000 V.Chr. bis Christi Geburt)

Der griechische Tempel

Der griechische Tempel ist die wichtigste Bauaufgabe der griechischen Antike. Er ist die Wohnstatt der Götter. Jeder griechische Gott erhielt einen eigenen Tempel, um ihn zu ehren. Griechische Götter waren zum Beispiel: Zeus, Poseidon, Pallas Athene,

Die Kultrituale, welche für den jeweiligen Gott durchgeführt wurden, fanden vor dem Tempel im Freien statt. Im Tempel befand sich ein Raum, die Cella, in welchem sich eine riesige Statue des Gottes befand.

Beispiele: Tempel des Zeus, Athen; ca. 450 v. Chr.

Die griechischen Säulen

  1. Dorisch (7. Jh. v. Chr.)

 Keine Basis, der Schaft verjüngt sich nach oben und hat vertikale Vertiefungen (= Kanneluren), einfaches Kapitell.

  1. Ionisch (6. Jh. v. Chr.)

Basis, schlanker Schaft mit Kanneluren, Kapitell verziert mit Ornamenten und Voluten (Schnecke).

  1. Korinthisch (5.Jh. v. Chr.)

Basis, Schaft noch schlanker und mehr Kanneluren, Kapitell kelchförmig mit 2 Reihen von Akanthusblättern.

Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger Baustilkunde Griechische Säulenordnung


Römische Antike (1000 v. Christi Geburt)

Der römische Tempel

Die Römer übernehmen die Architektur der Griechen und entwickeln diese weiter. Die römischen Tempel sind zumeist den Kaisern geweiht und konnten auch Orte politischer Versammlungen sein. Auch der römische Tempel besitzt eine Cella mit einer Statue sowie Säulen und den Dreiecksgiebel. Hinzu kommt bei den römischen Tempeln noch ein hoher Sockel mit einer Treppe, auf welchem der Tempel platziert ist.

Beispiel: Maison Carrée, Nimes; 19 v. Chr.

 

Die römische Basilika

Die römische Basilika ist ein Mehrzweckbau, welcher als Markthalle, Bankgebäude, Börse oder Gerichtssaal genutzt wurde. Die Basilika besteht aus einem großen, länglichen Raum, der ringsum von Säulen umgeben ist. An der Schmalseite des Raumes befindet sich ein halbkreisförmiger Raum, welcher Apsis genannt wird.

Beispiel: Basilika Ulpia, Rom; ca. 100 n. Chr.      

Frühchristliche Architektur (4. bis 6. Jh. n. Chr.)

 Im 4. J. n. C. beginnt der Aufstieg des Christentums zur Weltreligion. Dadurch entsteht eine neue Bauaufgabe: die Kirche. Als Vorbild wird hierfür die römische Basilika herangezogen und weiterentwickelt.

Bautypus Kirche

Die Kirche ist das Haus Gottes. Sie ist Versammlungs- und Gebetsraum, Ort der Kulthandlung und Aufbewahrungsort von Gottesbildern, Heiligenbildern und Reliquien.

 Stilelemente frühchristlicher Kirchen

  • Übernahme des Bautypus der römischen Basilika
  • Lang gestreckter, meist dreischiffiger Hauptraum
  • Mittelschiff höher als Seitenschiffe, mittels Fenster beleuchtet
  • Vorraum an einem Ende des Hauptraumes
  • Halb gerundete Apsis an einem Ende des Hauptraumes
  • Flache Decke oder offener Dachstuhl
  • Säulenreihen unterteilen die Schiffe

Beispiele: Santa Sabina, Rom; um 430 n. Chr., Alt-Sankt-Peter, Vatikan; 340 n. Chr.

Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger Baustilkunde Romnaische Kirche


Romanik (950 bis 1200 n. Chr.)

In der Romanik wird die Gestaltung der frühchristlichen Kirche übernommen und weiterentwickelt      

 Stilelemente romanischer Kirchen

  • Übernahme des Bautypus der römischen Basilika.
  • Lang gestreckter, meist dreischiffiger Hauptraum,
  • Mittelschiff höher als Seitenschiffe, mittels Fenster beleuchtet,
  • Vorraum an einem Ende des Hauptraumes,
  • halb gerundete Apsis an einem Ende des Hauptraumes,
  • flache Decke oder offener Dachstuhl, Säulenreihen unterteilen die Schiffe

Beispiele: Dom zu Gurk, Gurk; 1140, Stiftskirche Millstatt, Millstatt; 12. Jh.

Gotik (1140 bis 16. Jh.)

In der Gotik ist es den Architekten besonders wichtig, möglichst eindrucksvolle Innenräume zu schaffen. Diese sind besonders hoch, enden in komplexen Gewölben und werden durch bunte Glaselemente hell erleuchtet.

Aufgrund dieser Gestaltung sind besondere Maßnahmen notwendig, um diese Räume bauen zu können. Diese Maßnahmen umfassen ein System aus Pfeilern und Bögen, welche an den Außenseiten der Kirchen platziert sind.

Stilelemente gotischer Kirchen

  • Besonders hohe Räume
  • Spitzbogen und Kreuzrippengewölbe
  • Viele Glaselemente an den Wänden
  • Weiterentwicklung des romanischen Portals mit einer Fensterrose über der Tür
  • Kapitell und Säulen erhalten filigrane Details aus Blüten und Blättern
  • System aus Pfeilern und Bögen an den Außenwänden

Beispiele: Wallfahrtskirche St. Wolfgang, Waldviertel; 1400   Kathedrale Notre-Dame, Paris; 13. Jh., Kathedrale Notre-Dame Innenansicht, Paris; 13. Jh.

Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger Baustilkunde Gewölbe und Kuppel


Renaissance (15. bis 17. Jh.)

Renaissance bedeutet „die Wiedergeburt der Antike”. Dieser Stil wird von einer Gruppe von Künstlern und Architekten in Florenz eingeleitet. Die Stilelemente und Formensprach der Antike werden in der Renaissance wieder verwendet. Allerdings nach eigener Interpretation, so wie man sich die Antike vorgestellt hat. Es entstehen zwei neue, wichtige Bauaufgaben: Palazzo (Stadtpalast) und Villa (Landsitz).

Wichtige Vertreter

Künstler

Architekten

Michelangelo

Filippo Brunelleschi

Albrecht Dürer

Leon Battista Alberti

Leonardo da Vinci

Andrea Palladio

 

Stilelemente

  • Formensprache der Antike wird wiederverwendet
  • Bauelemente wie Säulen, Kapitell, Dreiecksgiebel
  • Klare und geometrische Gliederung
  • nach einfachen geometrischen Formen wie Kreis und Quadrat
  • Proportionen Grundrisse nach Maß und Zahlenverhältnis des menschlichen Körpers (im Gegensatz zur Gotik mit ihren möglichst steilen, ins Unendliche zielenden Räumen)
  • Stilelemente der antiken Tempel auch am Palazzo und der Villa

Beispiele. Sant’ Andrea, Mantua; 1472, von Leon Battista Alberti, Verderberhaus Retz, Retz; 1532, Villa Rotonda, Vicenza; 1560, von Andrea Palladio

Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger Baustilkunde Renaissance-Palazzo

Quelle:

Reinigungstechnik – Handbuch, Austrian Standards, Die Gebäudereiniger und Hausbetreuer